In einem Zeitalter, in dem die Zeitbeschleunigung alle Lebensgebiete ergreift, in welchem der akademische Abschluss des noch unreifen jungen Menschen so früh wie möglich als das höchste Erziehungsziel erscheint, ist es für uns von grösster Bedeutung das Wesen des kindlichen Spieles zu verstehen. Denn das Spielalter des Menschen, vom Gehen- und Sprechenlernen an, entscheidet über alle Kräfte und Fähigkeiten im späteren Leben.
Stellen wir uns das Leben des Menschen als einen Baum vor, so ist die frühe Kindheit das Wurzelsystem. Je höher und breiter der Baum wachsen soll, desto tiefer muss die Wurzel in der Erde verankert sein. Nehmen wir das Bild eines Hauses, so entscheidet das Fundament über die Tragfähigkeit des ganzen Baues. Nehmen wir den Vergleich mit dem Dreieck, so ist das Spielalter die Basis, die, je breiter sie ist, umso höher die Spitze wachsen lassen kann.
In unserem Konzept des Kindergartens ist es deshalb das Grundmotiv, die Fähigkeit der Zeitverlangsamung zu erüben, die Fähigkeit, im späteren Leben rhythmisch und aus tiefster Seelenruhe heraus wollen, fühlen, denken und handeln zu können.
Unsere Erzieher:innen verbinden diese Voraussetzungen, an denen sie durch viele Jahre selber mitgewirkt haben, mit den Erfahrungen ihrer täglichen Arbeit. So sehen wir das Spielalter nicht unter der späteren Schule, sondern durch die Kinder, die aus einer universellen Welt von oben kommen, aus der alles Spätere abzuleiten ist, als über aller spätern Erziehung und Ausbildung stehend. Das ist dann der Fall, wenn wir ständig von den einzelnen Kindern lernen, aber auch von einander unter uns allen mit den Kindern verbundenen Erwachsenen.
Die wahre Universitas, welche die Fülle des allgemeinen Lebens aufbaut, ist das Spielalter, wenn es denn sich ausbilden darf in behüteter und anregender Freiheit.